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Übungsszenarien geben realistischen Einblick in die Feuerwehr-Arbeit

Geschrieben am 3. November 2024 von Daniel Hobein

An zwei Samstagen haben die Einsatzkräfte ihre Leistungsfähigkeit geprobt. Die Ergebnisse werden nun ausgewertet:

Immer wieder steigt dichter Rauch aus der Werkstattscheune von Stefan Griemert in Retzen auf. Doch der Eigentümer ist gar nicht unruhig und steht gut gelaunt mit einer Schreibkladde in der Hand davor. Er wartet auf seine Kameraden von der Feuerwehr. Seine Scheune ist in diesem Jahr Teil der Großübungen der Freiwilligen Feuerwehr Bad Salzuflen gewesen, die an den zwei vergangenen Samstagen beprobt wurden.

Mit Blaulicht und Martinshorn geht es für die Löschgruppe Wülfer-Bexten in die enge Straße in Retzen. Stefan Griemert empfängt Michael Plöger, der bei der Übung den Gruppenführer seiner Mannschaft übernimmt. Das Szenario ist dabei schnell erklärt: Bei Schweißarbeiten ist etwas schief gegangen und ein Feuer ausgebrochen. Mutmaßlich befindet sich ein Kollege noch in der Halle. Michael Plöger gibt den Arbeitsauftrag an seine Kameraden weiter und schon geht es los. „In der Halle gibt es Null-Sicht“, sagt Stefan Griemert, selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, mit einem Schmunzeln. Die im Gebäude installierte Nebelmaschine gibt alles.

Als der Angriffstrupp die Tür öffnet, drückt direkt der Rauch nach außen. Wenig später wird auch der verschwundene „Kollege“ in Form einer 60-Kilogramm schweren Puppe geborgen. Nach einer kurzen Manöverkritik bekommt Michael Plöger für seine Löschgruppe über Funk den nächsten Auftrag. Der Einsatzleitwagen übernimmt auf der neuen Feuerwache als fiktive Leitstelle die Disposition der an der Übung beteiligten Einheiten. Vergangenen Samstag waren es fünf, heute sind es vier, die die bis dahin geheimen Aufgaben zu erfüllen haben. Um für Realeinsätze gewappnet zu sein, übernehmen die übrigen Einheiten in Bad Salzuflen die Bereitschaft.

Für die Löschgruppe Wülfer geht es weiter zu einer ausgelösten Brandmeldeanlage bei der Firma Kingspan. Dort packen gerade noch die Kollegen der Freischicht der hauptamtlichen Kräfte zusammen. Für sie ist hier bereits Übungsende. Wenngleich es an der der Oerlinghauser Straße weitaus weniger spektakulär, als noch bei dem Scheunenbrand in Retzen zu geht, hat es auch diese Lage in sich. „Nicht jede Einheit hat Firmen mit Brandmeldeanlagen in ihrem Einzugsgebiet. Und trotzdem kann es durchaus mal sein, dass aufgrund von Parallelleinsätzen die Einheiten dann zu einer hinmüssen“, erklärt Jan Henrik Ostmeier. Er hat sich zusammen mit einem kleinen Kreis die Aufgaben in diesem Jahr überlegt. Bei der Brandmeldeanlage wird die Löschgruppe Wülfer-Bexten gleich an den Einsatzleitwagen eine Fehlauslösung – also einen technischen Fehler – melden. Zuvor werden sie jedoch von Halle zu Halle geschickt und müssen die Feuerwehrpläne richtig deuten und auswerten.

Auf dem städtischen Bauhof soll sich derweil ein schwerer Unfall ereignet haben. Ein Mitarbeiter wurde zwischen einem Pkw und einem Radlader eingeklemmt. Dessen Fahrer hat einen Schock erlitten und ist samt Schlüssel für den Radlader von der Einsatzstelle getürmt. Die Löschgruppe Biemsen-Ahmsen setzt einen Greifzug ein, um das Auto vorsichtig nach vorne zu ziehen und so die Puppe freizubekommen. Nach wenigen Minuten ist der Dummy dem Rettungsdienst übergeben. Auch hier Einsatzende.

Feuerwehr-Chef Ralf Mensenkamp und seine Stellvertreter schauen sich die Übungen aus der Distanz an. Eingegriffen wird jedoch nicht. „Wir erhalten final von den Übungsorganisatoren ein Gesamtergebnis, was gut gelaufen ist und wo wir im Bereich der Ausbildung im kommenden Jahr vielleicht noch einen größeren Fokus legen sollten“, sagt Mensenkamp. Durch die Abschlussgespräche mit den Übungsleitern vor Ort erhalten jedoch alle Einheiten direkt und unmittelbar ein Feedback.

Das bekommt auch die Löschgruppe Retzen, die unter der Brücke an der Ostwestfalenstraße im Einsatz ist. Für einen Bauernhofbrand muss mangels Hydranten eine Wasserversorgung aus der Werre hergestellt werden. Binnen weniger Minuten ist die Pumpe dafür installiert und die Saugschläuche in den Fluss gelegt. Die Pumpe heult auf und der große Abrollbehälter füllt sich zusehends. Bei 15 Kubikmetern, was in etwa 100 Badewannen voll entspricht, ist das Übungsziel erreicht.

Ralf Mensenkamp ist sehr zufrieden mit den beiden Samstagen. „Alle Szenarien sind durchaus realistisch und sie zeigen einmal mehr, wie vielfältig auch unsere Einsätze im Realfall sein können“, sagt der Feuerwehr-Chef abschließend. Nach rund 4 Stunden waren alle Übungen absolviert. An den beiden Samstagen haben rund 110 Einsatzkräfte mitgewirkt.

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