Wir begleiten eine 24-Stunden Schicht lang einen hauptamtlichen Kameraden und erzählen über seinen Tag, die Nacht und seine Aufgaben rund um die Bad Salzufler Feuerwehr
Von Daniel Hobein
Der Tag für Jannik aus Holzhausen beginnt gegen 6.00 Uhr. Die Verabschiedung von seiner Freundin ist heute etwas länger, denn sie wird ihn erst morgen früh wiedersehen können. Jannik ist hauptamtlicher Feuerwehrmann bei der Freiwilligen Feuerwehr Bad Salzuflen und geht in eine 24-Stundenschicht.
Angekommen auf der Wache trifft er auf seine Kollegen, mit denen er den Tag und die Nacht verbringen wird. Unter Feuerwehrleuten sagt man „Du“, das macht das Arbeiten im Einsatzfall einfacher. Wann der nächste Einsatz kommt, weiß niemand. Nach der Schichtübergabe meldet sich die „Schicht A“ ab in Richtung Feierabend. Jannik’s „Schicht B“ übernimmt und sorgt für den sogenannten Grundschutz in der Stadt. Gemeinsam mit sechs anderen hauptamtlichen Kräften rücken sie als erstes aus, wenn Menschen in Bad Salzuflen in Not sind und Hilfe benötigen. Der Dienstgruppenleiter teilt Jannik auf das erste Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug – kurz HLF – ein. Er ist der sogenannte Maschinist und damit für die nächsten 24 Stunden für dieses Fahrzeug verantwortlich. Damit auch alles im Alarmfall funktioniert, erfolgt zunächst die Fahrzeugüberprüfung.
Ist genügend Wasser im Tank? Sind alle Geräte auf dem richtigen Platz verlastet? In einer Checkliste wird penibel abgehakt, ob alles da und einsatzbereit ist. Das gilt auch für Blaulicht und Martinshorn. „Einige Mitarbeiter von Firmen aus dem Industriegebiet nebenan warten bereits morgens darauf, bei unserer Fahrzeugüberprüfung das Martinshorn zu hören. Das gehört für sie inzwischen mit zum Morgenritual“, lacht der 28-Jährige. Und auch heute werden die sogenannten Sondersignale in Form von Blaulicht und Martinshorn geprüft. Check – funktioniert alles. Der Tag kann kommen.
Um fit zu bleiben, findet neben dem wöchentlichen Dienstsport auch jeden Tag eine Übungseinheit für den Rücken statt. Pflichtprogramm für alle hauptamtlichen Kameraden. Auch Jannik ist dabei und macht die Übungen in der Fahrzeughalle mit.
Als gelernter Mechatroniker ist er unter anderem für den gesamten Fuhrpark der Bad Salzufler Feuerwehr verantwortlich. Die rund 40 Fahrzeuge stehen dabei nicht alle auf der Feuerwache an der Oerlinghauser Straße, sondern sind im Stadtgebiet verteilt.
Nach einer Mängelmeldung muss heute das Löschfahrzeug der Einheit Schötmar/Werl-Aspe in die Werkstatt. „Kleinere Reparaturen und Umbauten machen wir in der Regel selbst“, sagt Jannik. Im akuten Fall muss die Fachwerkstatt helfen. Ein defekt im Kühlsystem wie sich später zeigt, muss repariert werden. In einem Rutsch geht es für Jannik und seine Kollegen weiter zum Gerätehaus Bad Salzuflen. Das Fahrzeug der dortigen Löschgruppe ist zu einer Wartung auf der Wache angemeldet. Auf der Feuerwache angekommen ein knacken im Lautsprecher. Der nächste Alarm? Jannik horcht auf – es ist allerdings nur die Durchsage eines Kollegen, ein Telefongespräch wartet. Frühstückspause für die Mannschaft. „Früher haben wir noch alle gemeinsam zusammengesessen, heute geht das nur auf Abstand“, sagt er. Die Feuerwehr als Teil der kritischen Infrastruktur hat unter Corona noch mehr an Bedeutung gewonnen. Auch wenn es bei den Einsätzen nicht immer mit dem nötigen Mindestabstand klappt, auf der Wache versuchen die hauptamtlichen Kräfte diesen einzuhalten. So auch beim Frühstück auf Distanz. Zurück am Löschgruppenfahrzeug der Einheit aus Bad Salzuflen haben Jannik und seine Kollegen eine neue Atemschutznotfalltasche verlastet sowie eine defekte Abdeckung ersetzt.
Nur wenig später das Alarmsignal aus den Lautsprechern. Im Bad Salzufler Ortsteil Holzhausen hat eine Spiritusflasche gebrannt, die hauptamtlichen Kräfte werden zur Nachkontrolle gerufen. Jannik sitzt am Steuer des HLF. Ein Druck auf dem Tableau und das Blaulicht geht an. Das Tor fährt auf und wenige Sekunden später sind er und seine Kollegen auf dem Weg nach Holzhausen. Glücklicherweise haben die Bewohner des betroffenen Hauses das Feuer bereits selbst gelöscht, bevor größerer Schaden entstanden ist. Die Feuerwehrleute kontrollieren die Brandstelle mit der Wärmebildkamera. Alles gut gegangen, Einsatzende. Zurück zur Feuerwache. Doch Moment: Die Leitstelle Lippe in Lemgo funkt das HLF an. Die Polizei hat einen Telefonmasten entdeckt, der auf die Straße zu fallen droht. Die Mannschaft ist binnen weniger Minuten vor Ort und beseitigt die Gefahr. „Bei unserem Job weiß man nie, was kommt“, sagt Jannik. Die Kollegen nicken zustimmend. Um auch für das Abendessen versorgt zu sein, wird auf dem Rückweg zur Wache noch schnell bei einem Supermarkt angehalten. Das Feuerwehrfahrzeug steht dabei immer passend zum Ausrücken bereit, schließlich kann der nächste Alarm sofort über den Funkmeldeempfänger am Gürtel kommen. Doch es bleibt diesmal ruhig, das Grillfleisch wird zur Wache gebracht. Vor dem Essen ist jedoch zunächst Dienstsport angesagt.
In der Turnhalle der benachbarten Erich-Kästner-Schule wird Volleyball gespielt. Das schafft Fitness und Teamgeist. Immer in Reichweite: Die Feuerwehrfahrzeuge, um im Einsatzfall schnell wieder durchstarten zu können. Zurück auf der Wache wird das Löschfahrzeug zur Einheit Bad Salzuflen fertig repariert und zurückgebracht, ehe der Grill angefeuert wird. Würstchen und Steaks liegen bereit und sind just auf dem Weg in die Mägen, als ein neuer Einsatz über die Lautsprecher angekündigt wird. Die Leitstelle schickt die hauptamtlichen Kräfte zu einer Ölspur im Ortsteil Wüsten – das Essen muss warten. „Auch das gehört zu unserem Beruf dazu“, sagt Jannik und sitzt wieder auf Fahrersitz des HLF. Dieses Mal ohne Blaulicht und Martinshorn. Vor Ort ist die Ölspur schnell abgestreut, nur eine dreiviertel Stunde später sind die Kameraden zurück auf der Wache. Endlich Essenszeit. „Ohne Mampf, kein Kampf“, ist es aus dem Aufenthaltsraum zu hören. Die Bereitschaftszeit beginnt. Jannik und seine Kollegen können etwas durchatmen. Zeit noch kurz mit der Freundin zu telefonieren. Die Nacht bleibt auf der Feuerwache derweil nicht ohne Einsatz: Ein Senior ist in der Elkenbrede in seiner Wohnung gestürzt und kann nicht mehr selbstständig aufstehen. Der Rettungsdienst fordert die Feuerwehr nach. Jannik und seine Kollegen sind binnen weniger Minuten vor Ort und schaffen über ein angelehntes Fenster einen Zugang zur Wohnung. Der Rettungsdienst übernimmt die Versorgung. Danach helfen die hauptamtlichen Kräfte beim Transport in den Rettungswagen: Unter Kollegen hilft man sich – und das auch mitten in der Nacht. Danach geht’s zurück zur Feuerwache. Es wird schon langsam hell über Bad Salzuflen. Um sieben Uhr ist Schichtwechsel, Feierabend für „Schicht B“. Ab nach Hause und damit zurück zu Familie und Freundin. Bis zum nächsten Morgen, wenn Jannik´s Dienst auf der Bad Salzufler Feuerwache wieder pünktlich um sieben Uhr beginnt.